Erfolg in jeder Marktphase: Mehr als nur eine Frage der Strategie

Liebe Trader,

sicher kennt ihr das Problem auch? Die Märkte durchlaufen unterschiedliche Marktphasen und was in einer funktioniert, kann schon in der nächsten Phase große Löcher ins Trading-Konto reißen…

Selbst wenn ihr  bei der Trade-Vorbereitung alles richtig gemacht habt und eurem Tradingplan gefolgt seid. Die meisten von euch denken jetzt sicher an das alte Lied von der „richtigen Strategie für die richtige Marktphase“. Das ist natürlich ein wichtiger Punkt. 

Doch die eigentliche Ursache für Verluste erstreckt sich über die Ebene der Strategiewahl hinaus. Sie reicht vielmehr bis in die Wahl des Basiswerts hineinWarum das so ist und wie ihr davon PROFITIEREN statt daran verlieren könnt, zeige ich euch heute.

 

Wechselnde Marktphasen: Nur die richtige Idee UND die richtige Umsetzung garantieren Profite!

Eigentlich muss ich es hier fast schon nicht mehr erwähnen. Aber ich schreibe es der Vollständigkeit halber doch nochmal: Trading ist ein klar strukturierter, mehrstufiger Prozess

Dabei unterscheiden wir unter anderem, was wir handeln und wann bzw. wie wir es tun: 

  • Das „Wie?“ decken wir mit der richtigen Strategiewahl in den verschiedenen Marktphasen ab.
  • Doch beim „Was?“ machen viel zu viele Trader einfach noch schwere Fehler und handeln teilweise völlig gegen den Markt, anstatt den Rückenwind dort zu nutzen.

Ein grundliegendes Beispiel hierfür ist die Unterscheidung zwischen Value- und Growth-Aktien. Kurz zur Definition und Erinnerung:

Unter einem Wachstumswert (englisch: growth stock) versteht man eine Aktiengesellschaft, die über einen langen Zeitraum hinweg ein stetiges und besonders hohes Umsatz- und Gewinn-Wachstum aufweist. 

Haben wir es hingegen mit besonders günstigen, oder gar unterbewerteten Aktien zu tun, sprechen wir von einer Value-Aktie. Die Praxis zeigt jedoch: Die meisten Trader beschränken sich bei ihrem Handel auf Wachstumswerte. Sie schwärmen von der „Kursphantasie“ und den Höhen, die ein solcher Titel im Kurs noch erreichen kann. Grundsätzlich ist diese Herangehensweise auch völlig stimmig. Führt doch Wachstum zu stärkeren Umsätzen, letztlich stärkeren Gewinnen und damit höheren Kursen. Also einem Aufwärtstrend bei der Aktie. Und genau das will man als Trader ja sehen. Den Spruch „The trend is your friend.“ gibt es ja nicht umsonst.

 

Achtet auf die Marktphase: Growth Stocks sind kein „Allheilmittel“

Allerdings hängt es eben immer vom grundsätzlichen wirtschaftlichen Umfeld ab, in wie weit sich die „Wachstumsstories“ auch wirklich stabil entwickeln könnenUnd hier wird es interessant. Verschlechtern sich nämlich die Bedingungen, werden Wachstumswerte gerne über Bord geworfen und Werte mit günstigerer Bewertung durch die Anleger aufgesucht. Diese Entwicklung tritt oftmals dann auf, wenn sich Bullenmärkte so langsam ihrem Ende nähern und die Wachstumsaussichten für viele Firmen immer fragwürdiger werden. Ein solcher Fall lässt sich z.B. sehr schön im Jahr 2006 beobachten. Bereits Monate vor dem ersten Absturz 2007 gab es eine interessante Entwicklung: Value-Aktien legten plötzlich gegenüber Wachstumsaktien eine Outperformance hin!

Nachfolgend habe ich euch diesen Zusammenhang einmal anhand des iShares S&P 500 Growth ETF (US-Ticker: IVW) und des iShares S&P 500 Value ETF (US-Ticker: IVE) dargestellt.

Abbildung: Rückblick 2006 – Value überholt Growth – lange vor dem Crash! (Quelle: www.stockcharts.com)

 

Marktkorrekturen und Crash: Auch Value-Aktien haben ihre Grenzen

Natürlich fallen Value-Aktien Stocks einem harten Sell Off genauso zum Opfer wie Growth Aktien.  Ein Crash wie damals 2007-2009 dominiert einfach das Bild. Er ist wie eine Sturmflut negativer Kurse und spült einfach alles weg. Das bedeutet aber nicht, dass Value-Aktien unnütz sind. Im Gegenteil. Der „Sweet Spot“ von Value-Aktien ist in der Spätphase eines Bullenmarktes. Sie bilden das perfekte Bindeglied bei der Basiswerte-Auswahl zwischen Wachstumswetten und einem zunehmenden Überrollen im Portfolio auf die Shortseite.

Value-Aktien outperformen meist dann, wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sich verschlechtern, aber noch nicht RICHTIG schlecht sind.

Und hier wird es spannend. Denn eine solche Outperformance lässt sich teils sogar mittels wirtschaftlicher Fundamentalindikatoren ganz gut voraussagen. 2006 etwa gab der ISM-Einkaufsmanager Index bereits ein erstes Zeichen: Er ging in einen Abwärtstrend über und schaffte es nicht mehr, nach oben auszubrechen.

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Abbildung: Historischer Chart des ISM-Einkaufsmanager-Index         (Quelle: St. Louis Fed)

Das Ergebnis davon? Habe ich euch gerade im Chart oben drüber gezeigt. Der Markt reagiert auf die sich verschlechternden Bedingungen und die Investoren greifen zunehmend zu Value-Aktien.

 

Und so könnt ihr das Wechselspiel Value/Growth beim Traden nutzen

Natürlich wäre es schön einfach, wenn es an der Börse wie beim Fußball zuginge:  Der Schiedsrichter pfeift, das Spiel wird für den Wechsel unterbrochen. Ein Spieler geht vom Platz und der neue kommt. Doch so einfach ist es natürlich nicht. Denn der Wechsel der Marktpräferenz von Growth zu Value läuft natürlich, wie alles andere an der Börse meist auch, fließend. Es drehen also nicht sofort alle Aktien. Das hat Vor- und Nachteile.

Gut daran ist, dass damit viele Möglichkeiten bestehen, auf den Wechsel aufzuspringen, auch wenn man ihn nicht direkt identifiziert. Komplizierend daran ist, dass die Sache damit manchmal ein wenig schwerer zu erkennen ist, als ein klares binäres Signal im Sinne von „ja“ oder „nein“. Man muss da als Trader einfach ein wenig genauer hinsehen. Und dass sich das durchaus lohnt, zeigt auch ein aktuelles Beispiel.

Wir betrachten einmal Amazon (US-Ticker: AMZN), die ultimative Wachstumsmaschine (und damit ein Growth Stock schlechthin) gegen Procter & Gamble (US-Ticker: PG) , ein eher konservativ-defensives Play. Das Ergebnis? Seht selbst.

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Abbildung: Mittelfristiger Wochenchart „Amazon-Aktie“   (Quelle: www.stockcharts.com)

Amazon ist zwar von den Dezember-Lows zurückgekommen. Aber wirklich in Fahrt kommt der Kurs bisher nicht. Ganz anders hingegen die „Value-Perle“ Procter & Gamble:

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Abbildung: Mittelfristiger Wochenchart „P&G-Aktie“   (Quelle: www.stockcharts.com)

In einer „stabilen Wachstumsphase“ am Markt wäre hingegen kaum jemand auf die Idee gekommen, sich mit P&G einzudecken, da Amazon solide und stark lieferte – Jahr für Jahr. Doch jetzt wechselt offensichtlich die Dominanz Stück für Stück. 

Eine ähnliche Entwicklung lässt sich übrigens auch im Goldsektor sehen. Ich bin zwar noch nicht vollständig überzeugt, dass Gold in einem neuen Bullenmarkt ist. Aber der beschriebene Wechsel zu Value-Aktien ist auch hier absolut deutlich (wurden Goldtitel doch Jahre lang massiv einfach nur abverkauft).

Ein Blick auf den VanEck Vectors Gold Mining ETF (US-Ticker: GDX) reicht hier völlig aus.

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Abbildung: Mittelfristiger Wochenchart „GDX-ETF“   (Quelle: www.stockcharts.com)

Natürlich spielt hier auch immer ein wenig mit, dass Gold auch eine „Fluchtwährung“ bei Unsicherheit für viele Marktteilnehmer ist. Und ein steigender Goldpreis treibt in der Regel auch die Goldminen. Doch wenn man die Sache weiterdenkt, dann wird schnell klar, dass Unsicherheit eben dann meist auftritt, wenn die Wachstumsaussichten an den Märkten sich eintrüben. Und somit schließt sich auch hier der Kreis.

 

Fazit: So gehen gute Trader mit der Situation um

Ich denke, es ist klar geworden, worauf ich heute hinauswollte: Ein guter Trader hat immer einen Blick auf die fundamentale Lage. Er macht aus ihr keine Religion und benimmt sich nicht wie ein ängstlicher Investor, der sich unter hunderten von Jahresberichten vergräbt. Aber auch ein Trader sollte nie ignorieren, wenn sich das fundamentale Bild eintrübt, denn das hat für die Praxis bei der Aktienauswahl eben seine Konsequenzen. Wer hier „hängenbleibt“ und weiterhin nur stur auf die „bewährten“ Wachstumsaktien setzt, der wird sich wundern, warum seine Strategien plötzlich nicht mehr funktionieren. Wer jedoch zeitig das Marktsegment wechselt, geistig und in seinem Handel offen und flexibel bleibt, der verdient weiterhin. 

Die Stärke beim Traden liegt in der Anpassungsfähigkeit, nicht darin, seinen Willen mit aller Kraft gegen den Markt durchboxen zu wollen. Der Wechsel von Value zu Growth ist nur ein Beispiel von vielen hierfür.

Good Trading und beste Grüße aus Bali  ?

Pasa

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P.S.: Wenn ihr börsentäglich live sehen wollt wie ich mich marktphasenabhängig positioniere, dann könnte mein Ausbildungsprogramm namens Momentum Trading Mentoring etwas für euch sein. Alle Infos hierzu unter www.tradevolution.net/mentoring 😉

 

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